„Werkstattgespräche zum Josefstag

Jungen Menschen eine Anschlussperspektive geben

Zum „Josefstag“, dem jährlichen Aktionstag der Jugendberufshilfeeinrichtungen, war Weihbischof Zimmermann in diesem Jahr zu Gast in der Oberhausener „Kurbel“. 543 Beschäftigte betreuen in zahlreichen verschiedenen Einrichtungen rund 3000 junge Leute auf Weg zu einer beruflichen Perspektive – und 2000 Schülerinnen und Schüler in Ganztagseinrichtungen.

Auf dem Foto von links nach rechts: Karin Wittinghofer (BL kurbel), Ulrike Willing-Spielmann (Jugendhilfeausschuss), Bürgermeister Werner Nakot,  Weihbischof Wilhelm Zimmermann, Frank Janßen ( GF kurbel), Yamfu Tekasala (GF kurbel),  Anja Rustemeyer (BL kurbel), Tina Jakobi (Streetwork kurbek), Hermann-Josef Schepers (Stv. Fraktionsvorsitzender CDU)

 

Von der Fahrradwerkstatt zur Pulverbeschichtung und durch die Tür gleich weiter zur Holzbearbeitung: Bei einem Besuch am zentralen Standort des Katholischen Jugendwerks „Die Kurbel“ in Oberhausen-Klosterhardt hat sich Weihbischof Wilhelm Zimmermann am Donnerstag vor allem über die Jugendberufshilfe-Arbeit des großen sozialen Trägers informiert. Traditionell stellen rund um den Tag des Heiligen Josefs (19. März) – Schutzpatron der Arbeiter – die vielen katholischen Einrichtungen ihre Arbeit vor, die gerade im Ruhrgebiet jungen Leuten helfen, wenn sie nach der Schule nicht auf Anhieb den Weg ins Arbeitsleben finden.

Arbeit habe bei den allermeisten jungen Leuten nach wie vor „einen grundsätzlich positiven Wert“, erklärt Geschäftsführer Frank Janßen das Modell der „Kurbel“, die schon vor über 35 Jahren junge Menschen in Oberhausen mit Streetworkern angesprochen und in eigenen Werkstätten erst an feste Tagesstrukturen und dann an Arbeit gewöhnt hat. So entstand und entsteht oft erst das Interesse an ganz konkreten Jobs, das dann vielleicht in eine Ausbildung mündet. Auch wenn die Welt der öffentlich geförderten Maßnahmen, über die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer heute in die „Kurbel“ kommen, deutlich komplexer geworden ist – das Modell der funktioniert letztlich immer noch so wie in den Anfangsjahren: Aus einer christlichen Motivation heraus mit einem individuellen Blick auf jeden Menschen schauen und gemeinsam überlegen, was ihn oder sie weiterbringt. „Egal wie die jungen Leute zu uns kommen – wir suchen immer eine Anschlussperspektive“, sagt Janßen.


Mit 543 Mitarbeitenden „gehören wir zu den großen sozialen Dienstleistern in Oberhausen“, sagt Janßen. Rund 3000 junge Leute betreuen diese Angestellten in den „Kurbel“-Werkstätten in Klosterhardt, im gemeinnützigen Kaufhaus „Fairkauf“, in Jugendhäusern und zahlreichen weiteren Einrichtungen im ganzen Stadtgebiet. Hinzu kommen rund 2000 Schülerinnen und Schülern, die die von der „Kurbel“ betriebenen Ganztagseinrichtungen in Oberhausener Grundschulen besuchen.

 

 

Hilfe für Geflüchtete: „Wir stehen als ,Kurbel‘ bereit!“
Eigentlich sollten beim Besuch des Weihbischofs, an dem auch Bürgermeister Werner Nakot (CDU) und Ulrike Willing-Spielmann, Sprecherin der CDU im Jugendhilfeausschuss, teilnahmen, die Folgen der Corona-Pandemie im Fokus stehen – doch auch in der „Kurbel“ überlagern derzeit die Folgen des Ukraine-Krieges viele Themen: Die Belegschaft hat eine Hilfsaktion für die Ukraine ins Leben gerufen, erste Fahrräder aus der Fahrradwerkstatt wurden an eine Flüchtlingsfamilie übergeben – und Geschäftsführer Janßen ahnt, dass es dabei nicht bleiben wird: „Wir stehen als ,Kurbel‘ bereit!“, sagt er mit Blick auf die noch erwarteten Menschen auf der Flucht, die demnächst sicher auch Sprachkurse, berufliche Orientierungen und Kinderbetreuung benötigen dürften. Alles Themen, bei denen die „Kurbel“ mit ihren Angeboten helfen kann. „Zudem können wir hier auf viele Erfahrungen zurückgreifen, die wir seit 2015 gemacht haben“, erinnert Janßen. Egal ob Corona-Pandemie oder Ukraine-Krieg: Die „Kurbel“ sucht mit Engagement und Flexibilität nach den besten Lösungen. „Eine ständige Herausforderung in Sachen Kreativität!“, sagt Weihbischof Zimmermann anerkennend.

 

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„Kurbel“ als „Kitt“ zwischen Kirche und Gesellschaft
Propst André Müller, Pfarrer der Oberhausener Pfarrei St. Pankratius, zu der Klosterhardt gehört, lobt die „Kurbel“ als „wertvollen Ort, weil sich hier Gesellschaft abbildet“ und sie zugleich ein Ort der Kirche sei. Dieser „Kitt“ zwischen Kirche und Gesellschaft in der „Kurbel“, der stimme und solle „gut weiterentwickelt werden“. Weihbischof Zimmermann hob die besondere Haltung der Mitarbeitenden hervor: Sie zeigten das christliche Gesicht der „Kurbel“. Außerdem helfe das Jugendwerk mit seinen vielen Einrichtungen, die Kirche in den Sozialquartieren der Stadt zu vernetzen.
Partner der Kirchengemeinden
Janßen wies darauf hin, dass sich sowohl die Kirche als auch die Gesellschaft veränderten. Damit würden manche Verbindungen wegbrechen, aber auch viele Möglichkeiten für neue Kooperationen entstehen. So könne die „Kurbel“ zum Beispiel bei Ausschreibungen öffentlich finanzierter Bildungsmaßnahmen gelegentlich mit günstigen kirchlichen Räumen punkten und damit im Wettbewerb mit anderen Anbietern den wirtschaftlichen Nachteil ausgleichen, ihren Mitarbeitenden Tariflohn zu zahlen. „Auch wenn wir vor Ort nicht alles auffangen können, wollen wir als katholischer Dienstleister Partner der Gemeinden sein“, betont Janßen.

Quellenhinweise
Foto: Nicole Cronauge
Text: Thomas Rünker
Bistum Essen